Letzte Meile: Logistik im Umbruch

Als „letzte Meile“ bezeichnet man in der Logistik- und Transportbranche den finalen Abschnitt einer Lieferung, in der Regel bis zur Haus- oder Wohnungstür des Kunden. Vor allem der rasant wachsende Online-Handel stellt die Branche vor große Herausforderungen, erreicht doch das Paket- und Sendungsaufkommen von Jahr zu Jahr ein neues Rekord-Niveau.

Dazu kommen neue Entwicklungen wie Food-Lieferservices oder die Lieferung von frischen Lebensmitteln, die die Engpässe auf den Straßen weiter verschärfen. Auch die Ansprüche der Kunden steigen, etwa Same-Day-Delivery oder Paketumleitungen in letzter Minute. Für Zusteller und Lieferanten bedeutet dies: Die letzte Meile wird immer komplexer. Doch die Zeit ist reif für innovative Lösungsansätze.

Letzte Meile: Probleme und große Herausforderungen

Mit mehr als vier Milliarden versendeten Kurier-, Express- oder Paketsendungen und einem geschätzten jährlichen Wachstum um jeweils 7 Prozent könnte man meinen, dass für bestimmte Segmente der Logistik- und Transportbranche goldene Zeiten angebrochen wären. Doch stattdessen zeigen sich auf der letzten Meile immer stärker die Probleme und Herausforderungen:

  • Die Verkehrsinfrastruktur in vielen Städten ist der Entwicklung nicht gewachsen. Der Lieferverkehr verbringt viel Zeit in Staus und bei „Stop-and-go“. In den Straßen gibt es kaum Haltemöglichkeiten, Transporter müssen in zweiter Reihe halten und erweisen sich als zusätzliches Hindernis für den nachfolgenden Verkehr. Dazu kommen die Belastungen durch Abgase, Feinstaub und Lärm. Manche Kommunen reagieren bereits mit drastischen Maßnahmen, verhängen zum Beispiel für bestimmte Straßen Fahrverbote oder weisen dem Lieferverkehr Zeiten in den frühen Morgenstunden zu.
  • Traditionelle Zustellmodelle stoßen hier an ihre Grenzen. Denn ein Großteil der auszuliefernden Post- und Paketsendungen ist dem boomenden Online-Handel zuzuordnen. Zugleich wird für den Kunden die Zustellung immer bequemer gestaltet: Auf Wunsch kann die Lieferung nach Hause oder ins Büro erfolgen, an eine Packstation oder in einen Paketshop. Zudem ist die Lieferung flexibel wie nie, wenn Kunden zum Beispiel ein Wunschzeitfenster angeben oder die Lieferadresse in Echtzeit ändern können.
  • Gleichzeitig steigt der Kosten- und Wettbewerbsdruck an. Online-Shops bieten niedrige Versandkosten oder Gratislieferungen an und wollen daher selbst möglichst wenig für den Transport zahlen. Doch für Logistikunternehmen ist die letzte Meile auch der teuerste Abschnitt der gesamten Wegstrecke – bei Paketdiensten fallen bis zu 50 Prozent aller Transportkosten allein auf diesem Abschnitt an. Dazu kommt, dass große E-Commerce-Unternehmen mittlerweile eigene Zustellflotten aufbauen und so den Druck weiter erhöhen.

Logistik erprobt neue Konzepte auf der letzten Meile

Die letzte Meile bringt etliche Probleme mit sich. Doch die Logistikbranche sucht auch nach innovativen und zukunftsfähigen Konzepten, um die Herausforderungen besser zu bewältigen. Wie sich zeigt, sind die Ansätze im Rahmen der Urbanen Logistik dabei sehr experimentierfreudig – und setzen auf ganz unterschiedliche Wege, den Kunden zu erreichen. Drei Beispiele:

  • Lastenräder: Pilotprojekte zeigen, dass in dichtbesiedelten Innenstädten Elektro-Lastenräder für Belieferung und Zustellung auf der letzten Meile sinnvoll sein können. Mit einem Ladevolumen von zwei Kubikmetern ersetzt ein Lastenrad einen Kleintransporter. Bis zu 20 Prozent des City-Warenverkehrs könnten die Cargo-Bikes übernehmen, so aktuelle Schätzungen. Für den gewerblichen Einsatz sind aber auch passende Verkehrskonzepte notwendig, damit sich private und berufliche Radfahrer nicht in die Quere kommen.
  • Micro-Hubs: Die wichtigen Logistikflächen sind bislang vor allem auf der grünen Wiese anzutreffen. Dadurch muss jeder Fahrer erst einmal vom Stadtrand in seinen Zustellbezirk kommen. Mit dem Micro-Hub-Konzept ist es möglich, diese Fahrten auf ein Minimum zu reduzieren. Auf Freiflächen werden Container aufgestellt, in denen zum Beispiel Post- und Paketsendungen nachts gesammelt und morgens für die Zustellung auf Elektro-Lastenräder umgeladen werden.
  • Tourenplanung: Mit digitalen Tools wie Greenplan lassen sich Zustellrouten auf der letzten Meile so planen, dass der Verkehrsfluss optimiert wird. Der intelligente Algorithmus nutzt dafür statistische Verkehrsdaten, so dass die Fahrer deutlich weniger Zeit in Staus und im Stop-and-go-Verkehr verbringen. Der innerstädtische Verkehr wird entlastet, das urbane Liefersystem effizienter. Die volldynamische Tourenplanung erhöht die Produktivität und erzielt zugleich Kosteneinsparungen von bis zu 20 Prozent. Gleichzeitig trägt sie zu einer deutlichen Reduzierung von CO2-Emissionen bei.

Whitepaper zur Tourenoptimierung auf der letzten Meile

Der erhöhte Kosten- und Wettbewerbsdruck zwingt Logistikdienstleister zur Implementierung innovativer Lösungen auf der letzten Meile. Digitale Planungssysteme können dabei helfen, Routen zu verbessern, die Planbarkeit von Lieferungen zu vereinfachen und Mitarbeiter wie Fahrzeugflotten besser auszulasten. Trotzdem zögern noch viele Logistiker mit der Einführung. Wie sich die digitale Tourenplanung für die letzte Meile schrittweise implementieren lässt, zeigt unser Whitepaper.

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